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Die Seeumrundung

    „ Was du tauchst? Wie lange kannst du denn mit einer Flasche unter Wasser bleiben? ´´

    Das sind oft zwei Fragen, die gerne gemeinsam gestellt werden. Wobei die erst ganz einfach zu beantworten ist, nämlich mit „ Ja ´´. Die zweite Frage ist schon schwieriger zu beantworten. „ Kommt auf die Flaschengröße und den Tauchgang  an. ´´ Das wäre eigentlich eine korrekte Antwort, mit der sich aber die wenigsten zufriedengeben.  😆

    Um meine  15Ltr. Flasche leer zu tauchen brauche ich 30 – 180 Minuten 🙄 Auch eine Antwort, mit der sich die wenigsten zufriedengeben. Denn die große Zeitspanne ergibt sich aus der Tauchtiefe.

    Zum Beispiel: wenn ich an Land 15 Liter Luft in der Minute verbrauche (Atemminutenvolumen AMV15), verbrauche ich in 10 Meter Wassertiefe 30 Liter Luft in der Minute. In 20 Meter Tiefe 45 Liter/Minute und so weiter. Das liegt am Umgebungsdruck, der alle 10 Meter Wassertiefe sich um ein Bar erhöht. In einer Tiefe von 40 Metern hat man einen Umgebungsdruck von 5 Bar. 1 Bar ist unser Atmosphärendruck plus die 4 Bar Wasserdruck. So hat man in einer Tiefe von 40 Metern schnell mal einen AMV von 75 Liter. Wobei die angenommenen 15 Liter pro Minute doch recht eng bemessen sind. Bei 20 Liter pro Minute bin ich für meine Tauchgangsplanung  auf der sicheren Seite. Safety First. 😉

    VORSICHT: Das ist meine Berechnung für einen Tauchgang. Du kannst ein ganz anderes AMV haben. Dementsprechend musst du dies in deiner Tauchgangsplanung berücksichtigen.

    Die Umrundung

    Bei unserer Seeübernachtung haben mein Buddy und ich den Plan gefasst, den größeren, der beiden Seen zu  umrunden. Die ungefähre Wegstrecke 900 bis 1000 Meter. Die Ausrüstung von meinem Buddy: eine Doppel 12er Flasche und eine 12er Stage, gesamt 7200 Liter Luft. Ich habe nur meine 15er Flasche mit 3000 Liter Luft. 😬

    Geplant war nicht tiefer als 10 Meter zu tauchen. Mit einem knapp bemessenen AMV von 15 Liter wäre meine Flasche in 10 Meter tiefe nach 100 Minuten absolut leer ohne irgendeine zusätzliche Reserve 🤫

    So mancher wird jetzt denken: 100 Minuten tauchen und 1000 Meter zurücklegen! Ein Klacks! Das sind  ja bloß 10 Meter pro Minute. Doch die Erfahrung lehrt uns, je langsamer ich tauche, desto weniger Luft brauche ich, desto weiter komme ich. Schließlich möchte ich mir beim Tauchen ja auch die Zeit nehmen, alles zu betrachten und nicht wie ein Torpedo durchs Wasser rauschen.

    Nach 40 Minuten kamen wir an einer Felswand vorbei und ich meinte sie von einem früheren Tauchgang wiederzuerkennen. Damals sind wir von der anderen Seite her gekommen und diese Felswand war unser Wendepunkt.

    Ich dachte noch bei mir, das läuft ja besser als gedacht. Da sind wir in ca. 30 Minuten am Ausstieg angekommen. Wobei ich die typische Felsformation, die mir damals auffiel, nicht gesehen habe. 🤔 Egal. Jedenfalls bin ich froh, dass der Tauchgang bald zu Ende ist, denn ich muss dringend auf die Toilette 😨

    Nach der 70ten Minute schält sich aus dem Halbdunkel eine weitere Felswand. Ähm, eigentlich sollte doch der Ausstieg kommen? Und diese Felsformation!!! AAAHH das ist die typische Felsformation, nach der ich vor einer halben Stunde Ausschau hielt! Das bedeutet, dass wir erst jetzt dort sind, wo ich uns schon vor 30 Minuten vermutet hatte. 🤯

    Also nochmals 30 Minuten bis zum Ausstieg! Oh nein. Meine Blase ist randvoll und in meinen Trocki zu pinkeln kommt nicht in Frage… Ich hätte das alkoholfreie Bier vor dem Tauchgang nicht trinken sollen. Doch diese Erkenntnis kommt zu spät. 🤦‍♂️

    Mein Flossenschlag wird etwas schneller. Nun kommen immer mehr bekannte Strukturen in Sicht und ich rechne, wie lange wir noch brauchen bis zum Ausstieg und ob dies meine Blase noch mitmacht.

    90ste Minute. Ich tauche noch etwas schneller und verliere auch gleich noch meinen Buddy. So ein Mist. Zum Glück fanden wir uns auch gleich wieder und tauchten weiter. Nach der 98sten Minute erkenne ich eine Röhre, bei der ich weiß, dass schräg gegenüber unser Ausstieg liegt. Ich gebe meinem Buddy ein Zeichen und erkläre ihm auch meine Notlage. So tauchen wir nun das letzte Stück zum Ausstieg quer durch den See.

    Nach 101 Minuten sind wir endlich wieder an Land. Leider noch nicht sicher. Denn ich muss immer noch und stecke in diesem verdammten Anzug drin. In Rekordzeit schäle ich mich aus meinem Trocki und erleichtere mich. Das war knapp.

    Eigentlich muss ich auf die Frage, „ Wie lange ich unter Wasser bleiben kann? ´´ Antworten: „ Solange meine Blase durchhält.  101 Minuten ´´ 🤣

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